Wie der Rotwein nach Vöslau kam ...
Wien war gegen Ende des 18. Jahrhunderts noch von einer hohen Stadtmauer umgeben. Vororte, Felder und Weingärten lagen außerhalb der Stadt. Die Einwohnerzahl der Residenzstadt stieg jedoch stark an, für Wohnhäuser und die Betriebe der beginnenden Industrialisierung brauchte man Bauland.
Felder und Weingärten, besonders im Südosten von Wien, wurden daher aufgelassen. Die Weingärten für die Rotweinerzeugung lagen vor allem im Süden und Südosten der Stadt. Die Schlussfolgerung des Johann Reichsgrafen von Fries war einfach, zeigte aber seinen Weitblick als Unternehmer. Wenn, so überlegte Fries, die Weingärten mit den blauen Trauben verbaut werden, dann wird ein Mangel an Rotwein eintreten. Wer also in Zukunft Rotwein produziert, wird keine Schwierigkeiten haben, ihn zu verkaufen.
Und so überreichte Graf Fries zu Beginn des Jahres 1772 den Vöslauer Weinbauern, die bis zu diesem Zeitpunkt ausschließlich Weißwein produziert hatten, „Bündel mit Schnittreben, die er auf Anraten seines portugiesischen Agenten hatte kommen lassen, um diese so vorzügliche blaue Rebgattung auf seiner Herrschaft Fesselau einzubürgern. So kamen die heute allgemein unter dem Namen „Portugieser“ oder auch “Vöslauer“ bekannte Rebe nach Vöslau, woselbst sie sich zu einer eigenen, spezifisch österreichischen Rebgattung entwickelte.“ (Robert Schlumberger Edler von Goldeck, 1937)
Und tatsächlich, war der Vöslauer Weißwein kaum über die Grenzen des Ortes hinaus bekannt, der Vöslauer Rotwein aber erlangte internationalen Ruf!